Was ist ein Bildungsminimum?

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Ein Begriff, der während der Coronapandemie aufkam, aber nie große Bedeutung erlangte, ist das sogenannte „Bildungsminimum“. Was verbirgt sich dahinter und was bedeutet das für uns Schüler*innen?

Transparenz: Dieser Blogpost ist auf Grundlage einer Publikation der Heinrich-Böll-Stiftung entstanden, fasst die Inhalte anschaulich auf und führt sie weiter.

Bildungsminimum – was ist das?

Viele erinnern sich nur ungern daran zurück, aber 2020 war die Corona-Krise in aller Munde. Auch in Deutschland mussten schnell Entscheidungen getroffen werden und die Regierung verfügte Einschränkungen. So kam es über einen längeren Zeitraum zu Schulschließungen. Damals hat das Bundesverfassungsgericht dem Staat auferlegt, trotz Corona die Bildung von Jugendlichen aufrechtzuerhalten. Eine Pflicht, die dann in Online-Unterricht und Hybridlösungen mündete. Genau über diese Entscheidung geht es hier. Hintergrund ist das Recht auf Bildung, welches festgelegt ist in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union.

Ein festes staatliches Ziel ist es dabei, dass jeder Mensch eine Grundbildung erhält, die ihn aufs Leben vorbereitet. Dieses elementare Wissen ist dann das Bildungsminimum.

Wie sieht das Bildungsminimum in Deutschland aus?

In Deutschland gilt im Wesentlichen die Grundschule als Sicherung des Bildungsminimums. Sie ist kostenlos und vermittelt Basiskompetenzen wie Mathematik, Deutsch, aber auch einen ersten Kontakt mit Fremdsprachen oder einen Blick für die Umwelt der Lernenden.

Es ist definiert, welche Unterrichtsinhalte genau zu einem Bildungsminimum gehören. In Deutsch sind das beispielsweise „Zuhören, Lesen, Rechtschreibung, Sprachgebrauch“. Diese Mindeststandards sind in Deutschland verpflichtend umzusetzen.

Jede Person hat das Recht auf Bildung sowie auf Zugang zur beruflichen Ausbildung und Weiterbildung. Dieses Recht umfasst die Möglichkeit, unentgeltlich am Pflichtschulunterricht teilzunehmen.

EU-Grundrechtecharta, Artikel 14

Was schlägt die Heinrich-Böll-Stiftung vor?

In ihrem „böll.brief – Bildung als Recht für alle!“ beschäftigen sich vier Pädagog*innen und Bildungswissenschaftler*innen mit dem Bildungsminimum und erarbeiten Forderungen, welche Kompetenzen es unbedingt beinhalten sollte:

  • Bedeutung des Bildungsminimums in der Bildungspolitik mehr herausstellen
  • Weiterhin auf Deutsch, Mathe und praxisnahen Unterricht achten
  • So früh wie möglich Informationen über Schulabschlüsse effektiv verbreiten
  • Auch Selbstständigkeit und soziale Kompetenzen beim Erhalt von Schulabschlüssen mit einfließen lassen
  • Ganztag und außerunterrichtliche Angebote als Unterstützung zum Erreichen des Bildungsminimums
  • Klare Rollenverteilung, welche Lehrkräfte welche Bildungsziele vermitteln

Grundsätzlich betonen die Expert*innen, dass ein Bildungsminimum für alle Jugendlichen von großer Bedeutung ist und entscheidend für Chancengleichheit. Die Politik etwas tun müsse, um dieses Ziel zu erreichen. Für die Pädagog*innen geht Basisbildung auch über die Grundschule hinaus, sie fördert sowohl kognitive als auch soziale Fähigkeiten.

Nur eine gerechte Schule führt zu einem gerechten Leben
Nur eine gerechte Schule führt zu einem gerechten Leben

Was folgt daraus?

Meiner Meinung nach ist es großartig, dass Bildung, der Schlüssel für ein lebenswertes Leben, rechtlich verankert ist und dass es deutschlandweite Lösungen gibt, wie alle Kinder und Jugendlichen zu einem Mindestmaß an Bildung kommen. Bei all der Kritik am Bildungssystem dürfen wir nicht vergessen, was alles – europäisch und global – schon erreicht wurde. Und trotzdem unterstütze ich die Forderungen der Heinrich-Böll-Stiftung, weil jedes Gesetz nur dann wirkt, wenn es auch wirklich für alle gilt und umgesetzt wird. Höchstwahrscheinlich weiß nur ein Bruchteil in der Bevölkerung, dass es das Bildungsminimum gibt, und es wird Fälle geben, in denen Bildung bei jungen Menschen versagt, mit kolossalen Folgen. Schulkonzepte wie Ganztag oder das Fördern von sozialen Fähigkeiten in der Schule können helfen, dass wir immer mehr zu einer Gesellschaft werden, in der jeder Mensch seine individuelle Rolle findet, immer mit Rücksicht auf andere.

Was gehört für euch zu einem Bildungsminimum?

Jetzt seid ihr gefragt! Was braucht es für EUCH in der Schule, damit man ins Berufsleben einsteigen kann? Welche Skills braucht einfach jeder Mensch? Und wie hat sich das in den letzten Jahren verändert? Schreibt gerne Kommentare, hier oder auf Instagram: @sens_edu


Titebild: kostenlos bereitgestellt von canva.com Bild 2: Elias Karabiyik/ Stadthaus Ulm

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